mein Lebensplan 2.0 oder "Wenn dir das Leben Zitronen gibt mach Limonade draus." (jiddisches Sprw.)
- Admin
- 15. Mai 2020
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 20. Mai 2020
Über dieses Sprichwort bin ich immer wieder in meinem Leben gestolpert und was soll ich sagen, entweder ich liebe es oder ich empfinde es als glatten Hohn. Das kommt ganz darauf an in welcher Lebensphase ich mich befinde oder aus welchem Blickwinkel ich es betrachte. Entweder ich sehe es als Ansporn, jeglicher Lebensherausforderung etwas positives ab zugewinnen oder ich fokussiere mich auf die negativen Seiten, also der Säure der Zitronen.
In den letzten Zehn Jahren meines Lebens hat das Leben mir ziemlich viele Zitronen geschenkt. Angefangen mit dem Tod meines Exfreundes, bis hin zu meiner eigenen Erkrankung, durch die ich meine Lebensplanung ziemlich auf den Kopf stellen musste.
Im Alter von 24 Jahren ist mein Exfreund an Krebs verstorben und ich durfte ihn bis zu Letzt begleiten.
Durch meine seltene chronische Erkrankung kann ich nicht in meinem Traumjob Ergotherapie arbeiten und kann viele meiner Ziele gar nicht oder nur schwer erreichen. Mein Alltag ist davon abhängig wie es meinem Körper geht, also ob ich Kraft habe oder nicht oder ob ich Schmerzen habe oder nicht oder ob ich mich generell bewegen kann. Ich muss viele Stunden am Tag liegen und dadurch ziehen sich viele Aufgaben und Aktivitäten in die Länge oder fallen ganz aus.
Doch was mache ich jetzt mit meinen "Zitronen"?
Entweder ich stecke den Kopf in den Sand und verzweifle an meiner Lebenssituation oder ich mache das Beste aus meinen Erfahrungen und meinem Leben.
Hätte ich nicht die Erfahrung des Todes meines Freundes gemacht, würde ich jetzt nicht im Hospiz ehrenamtlich als Sterbebegleiterin arbeiten. Ich hätte viele wunderbare Menschen nicht kennen gelernt und würde mich persönlich auch nicht so gut kennen und verstehen. Durch meine Arbeit im Hospiz kann ich einigen Menschen die Hilfe zu teil werden lassen, die ich selber in meinem Alltag benötige und das ist für mich ein wunderbarer Ausgleich.
Ohne meine Erkrankung könnte ich mich nicht so gut in kranke Menschen hinein versetzten und ein großer Teil meines Verständnisses wäre nicht vorhanden. Ohne den Tod meines Exfreundes wäre ich nicht mit meinem jetzigen Partner, einem alten Freund meines Ex, zusammen und wir hätten nicht diese Tiefe und Dankbarkeit in unserer Beziehung. Durch meine Erkrankung sind mein Partner und ich schon in viele Herausforderungen gekommen und wissen, dass wir ein ausgezeichnetes Team sind auf das wir uns jeder Zeit verlassen können. Gut jetzt könnte man auch sagen, dass kriegt man auch ohne chronische Erkrankung hin, doch ich bin ja auf der Suche nach der Süße in meiner Limonade.
Last but not least hätte ich nicht meine Erkrankung, hätte ich zwar Ronja als meinen Hund, doch wir hätten nicht so eine besondere Bindung zu einander.
Alles in allem läsen mich diese Überlegungen gerade zu dem Schluss kommen, dass ein wahrer Kern in diesem Sprichwort liegt und ich meine Zitronen in meinem Leben nicht mehr missen möchte. Gut die Krankheit könnte ein wenig leichter zu Händeln sein und die Schmerzen ein wenig seltener, doch das sind Dinge an denen versuche ich zu arbeiten.
Ich stelle gerade fest, dass ich für mein Leben und meine Erfahrungen sehr dankbar bin, denn sie machen mich zu dem Menschen der ich bin und häufig auch sein will.















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