Wer bin ich, wenn der ursprüngliche Plan vom eigenen Leben scheitert?
- Admin
- 2. Mai 2020
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 20. Mai 2020
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Meiner Erfahrung nach haben viele Menschen die erwachsen werden eine Vorstellung wie er/sie sein/ihr Leben verbringen möchte. In welchem Beruf möchte ich arbeiten? Wie soll mein Privatleben aussehen? Möchte ich Familie gründen und wie oder wo will ich leben? Mit der Zeit ergibt sich ein ungefährer Fahrplan für das eigene Leben. Mir war immer klar, dass ich therapeutisch mit Menschen arbeiten würde. Am liebsten wollte ich als Ergotherapeutin arbeiten. Ich wollte immer eine eigene Familie mit mehreren Kindern haben und auf einem alten Bauernhof leben. So gut, so schön war der Plan von meinem Leben.
Doch es kam letztendlich ganz anders. Ich fing meine Ausbildung erst zur Erzieherin an, weil die Ausbildung zur Ergotherapeutin viel Geld kostet und mein Abiturschnitt für ein Studium der Sonderpädagogik zu schlecht war. Erzieherin war ja auch nicht all zu weit von meinem Wunschberuf entfernt, dachte ich. Doch dieser Beruf war definitiv nicht der richtige für mich, so fasste ich mir ein Herz und nahm das Geld meiner Eltern an und startete die Ausbildung zur Ergotherapeutin.
Doch wie ich in meinem Blogartikel über Migräne schon erwähnt habe, begleitet mich meine Migräne schon seit der Jugend und wurde zu diesem Zeitpunkt immer schlimmer so dass ich die Ausbildung unterbrechen musste. Doch durch meinen körperlichen Zustand ist mittlerweile klar, dass ich diesen Beruf nicht ausführen kann. Somit ist der erste Teil meines Lebensplanes hinüber.
Bleiben noch der Traum einer kinderreichen Familie und der alte Bauernhof den ich in meinem Leben verwirklichen kann. Doch was soll ich sagen, durch meine Erkrankung bin ich täglich in meiner Leistungsfähigkeit eingeschränkt, was wiederum die Erziehung und das Versorgen von Kindern erschwert. Wenn mein jetziger Gesundheitszustand der Status Quo ist, kann ich es mir für mich selber nicht unbedingt vorstellen Mutter oder sogar mehrfache Mutter zu werden. Ich möchte selber in der Lage sein mich um meine Kinder zu kümmern und nicht permanent auf fremde Hilfe angewiesen sein.
Bleibt also noch das alte Bauernhaus. Doch alte Häuser müssen finanziert werden und mit wenig Einkommen ist das schwierig und sie müssen saniert werden und das ist für mich alleine durch meine Krankheit und der fehlenden Kraft unmöglich.
Doch was oder wer bin ich noch wenn ich das alles nicht bin oder nicht habe.? Wie definiere ich mich dann oder meinen angeblichen Wert als Mensch? Wie bin ich ein vollwertiges Mitglied dieser Gesellschaft ohne am Bruttosozialprodukt beteiligt zu sein? All diese Fragen habe ich mir die letzten Jahre immer wieder gestellt und mit meinen Mitmenschen besprochen. Und was soll ich sagen, die Lösung ist eigentlich total simpel. Ich bin immer noch gleiche Person die ich vorher war. Ich habe nicht meine Eigenschaften und Fähigkeiten verloren durch mein Scheitern. Ich habe nur Erfahrungen gemacht, die mir letztendlich zeigen wer ich als Persönlichkeit wirklich bin und was ganz genau zu mir passt oder auch nicht. Durch mein vermeintliches Scheitern bin ich mir selber als Person näher gekommen und habe mir Wissen über meine eigenen Fähigkeiten erlangt, die ich nutzen kann um meinen Plan vom Leben neu auf zu stellen,. Quasi mein Lebensplan zwei punkt null, aber dann einen der wirklich zu mir als Person passt und nicht aus schönen Fantasien besteht. Einen Plan in dem meine Handschrift hin durch scheint. Das klingt mega schön und fühlt sich an wie Erdbeereis an einem schönen Maitag., also ganz nach mir.
Doch wie bin ich dahin gekommen? Ich habe wahrend meiner Ausbildung zur Sterbebegleiterin eine Hilfestellung kennen gelernt und zwar nimmt man einen Zettel und schreibt darauf: Ich Bin... Danach kommen dann die Worte die einen besonders gut beschreiben und die eigenen Merkmale und Fähigkeiten dar legen.
Danach habe ich mir nicht mehr so häufig die Frage gestellt wer ich bin. Ich habe es ja schwarz auf weis da stehen. Daran kann auch kein Scheitern was ändern.
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